Tag 20 - MTB Tour zum Passo San Nicolo



Angeblich wollte ich nicht aus dem Zelt, aber das stimmt gar nicht, ich wartete lediglich auf den Sonnenaufgang...
Martin war froh, wieder aufs Rad zu kommen. Vor dem Urlaub hatten wir den Bindelweg als „Muss-Tour“ bezeichnet, aber irgendwie wollten wir neue Bergwelten erleben. Passo S. Nicolo stand  auf dem Tagesprogramm, und damit würden wir das Collàc-Massiv umrunden.
Die Auffahrt war wunderschön, zunächst auf Asphalt, am Bach entlang, und später durch ein idyllisches Sträßchen durch Felder und Blumenwiesen, wo man sich am liebsten hinlegen möchte.
Danach kommt ein Schotterweg, der immer steiler wird (ein Teil davon kann man besser auf Wiese fahren) und plötzlich standen wir vor einer absolut unfahrbahren, welligen Steigung. Das nette Foto im Buch „Bike-Traumtouren“ (Seite 33) kann also nicht aktuell sein - der Zustand des Weges hat sich massiv verschlechtert. Das Rad durften wir  1,6 Km lang schieben und tragen, um 350 Höhenmeter zu bewältigen... Die Wanderer, die uns entgegen kamen, waren definitiv nicht an das Spektakel gewohnt und warnten uns mehrmals vor der harten Passage. Zum Schluss wurde es so steil und knifflig, dass  ein angelegtes Seilgeländer den Wanderern Halt gab. Ganz oben am Pass stand ein überwältigter Italiener, der uns mit Klatschen und Sprüchen anfeuerte, und als verrückte Helden fotografierte. Er wollte wissen, ob wir harte Italiener waren, aber da mussten wir ihn leider enttäuschen...


Passo S. Nicolo
Kraftraubender Aufstieg zum Passo San Nicolo


Das Panorama am Pass ist schon toll, aber irgendwie wussten wir nicht zurecht, wohin es weiter ging. Viele Wege, viele Rinnen, viele Pfade – wir haben einfach versucht, runter zu kommen. Die Abfahrt verlief also alles andere als flüssig. Mal Erdrinnen, mal grober Schotter, mal beides. Unterwegs wollte noch ein Italiener den Moment festhalten, in dem verrückte Leute den Passo S. Nicolo mit dem Rad queren...



Am Passo San Nicolo, wer noch Kraft hat freut sich über das Panorama


Wir wussten nicht, ob wir die richtige Abfahrt genommen hatten, denn die Schiebepassagen gerieten viel länger als erwartet. Am Rifugio Contrin (zu der Zeit eine große Baustelle) haben wir Pause gemacht und eigentlich dachte ich, das Schlimmste wäre vorbei. Unsere Bike-Gurus schreiben: „spätestens ab dem Rifugio Contrin ist die Strecke dann aber wieder für jedermann problemlos fahrbar. Der grobe Schotterbelag erfordert zwar viel Konzentration, bietet aber keine größeren Schwierigkeiten.“   
Die Abfahrt hatte schöne Momente, aber im Großen und Ganzen war sie sehr frustrierend für mich, nicht wegen des interessanten Gefälles, sondern wegen des Zustands der Piste. Der Schotter war durch die LKW-Zufahrt auf die Baustelle sehr locker und bei den Serpentinen konnte ich mein Hinterrad nicht kontrollieren. Ich fühlte mich unterhalb der Kategorie „Jedermann“ :-(  Martin hat versucht, mich aufzubauen, aber an der Stelle wollte ich schon mein MTB verkaufen.
Zum letzten Mal sind wir zu unserer Stammpizzeria gegangen und haben danach die Nacht mit Portwein und Bilanzgedanken beim Kerzenlicht gefüllt.


Tourdaten:
Pera di Fassa - Valle di San Nicolo - Passo San Nicolo - Sent. 608 zum Rif. Contrin - Sent. 602 nach Alba und zurück am Bach entlang.
1150 Hm, ca. 3:20 Stunden , 32 km
Bike-Traumtouren Dolomiten Süd, Tour 4


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