Wie improvisiert man eine ganze Woche Urlaub?

Am Besten machen wir einen schematischen Bericht unserer Erfahrungen, Ihr könnt Euch amüsieren oder, wer weiß, Inspiration bzw. Trost holen.

Tag 0, Samstag 28.06.2008

    19.15 Uhr, Abreise

Tag 1, Sonntag, 29.06.2008

00.30 Uhr Tempomat fällt aus. Auto fährt nicht schneller als 100 km/h. Warnleuchten: ESP, Motorsteuerung, ...  alles an. Wir kriechen auf den nächsten Rastplatz.
01.00 UhrAnruf bei Toyota Euro Care.
02.00 Uhr Ankunft des Abschleppwagens: in der Werkstatt in Neuenburg am Rhein identifiziert Herr Schreck das Problem (Partikelfilter), das nur in einer Toyota-Werkstatt behoben werden kann. Leider ist es Wochenende – die Werkstatt hat erst am Montag wieder auf.
03.00 Uhr Herr Schreck versucht, Partnerhotels in Neuenburg am Rhein telefonisch zu erreichen, leider ohne Erfolg. Wir müssen auf dem Hof der Werkstatt im voll gepackten Auto schlafen.
03.30 Uhr Wir rufen die italienische Reiseversicherung an -eine Versicherung wird bei der Buchung des Fährtickets automatisch abgeschlossen - und haben Kommunikationsschwierigkeiten. Sie werden uns aber ein Formular schicken, damit wir (vielleicht) das Reisegeld zurück erstattet bekommen.
04.00 Uhr Wir schlafen…
08.00 Uhr Toyota kümmert sich um eine Unterkunft für uns, 400m von der Werkstatt entfernt.
10.00 Uhr Wir frühstücken im Hotel Krone, nachdem wir unser Zimmer in Empfang genommen haben: Fenster mit Blick aufs Grüne, leider ist die nahe Autobahn sehr laut.
12.00 Uhr
Wir machen Urlaub: unter 34 Grad, blauem Himmel und strahlender Sonne fahren wir mit dem Fahrrad am Rhein entlang bis zur französischen Grenze (schließlich war Frankreich das ursprüngliche Ziel unseres Urlaubs). Nach 30 Kilometer holen wir unsere Badesachen und springen ins Wasser. Weitere Abkühlung finden wir am mediterran eingerichteten Rathausplatz von Neuenburg.Gepflegter Dorfplatz in Neuenburg
19.00 Uhr Leckeres Saisonessen im Hotel. Anschließend fiebern wir beim Fußball EM-Finale mit! Übertragung auf Leinwand!



Tag 2, Montag, 30.06.2008

Es war ein Luxus, auf einer richtigen Matratze zu schlafen! Nach dem Frühstück wollen wir Klarheit schaffen, aber das gelingt uns nicht so gut:
  • Die Reiseversicherung hat uns ein 4-seitiges Formular auf Italienisch geschickt, das wir nicht genau verstehen können…
  • Wir bekommen immer noch keine Nachrichten über unser Auto, also können wir unsere Reise nach Korsika nicht neu buchen.
  • Die Hoffnung, dass wir morgen früh auf der Fähre sitzen, ist noch nicht gestorben.
  • Nach einem Anruf an Toyota Eble (Autohaus in Müllheim, wo unser Auto ist), erfahren wir, dass der neue Partikelfilter bestellt ist und am morgigen Tag kommen soll.

Wir wollen aus dem Tag noch etwas machen, also entscheiden wir uns für einen Ausflug nach Freiburg -  mit der deutschen Bahn. Am Bahnhof von Neuenburg kaufen wir eine Fahrkarte am Automaten, um dann zu erfahren, dass doch keine Züge fahren (nur Sonntags).


Bahnhof Neuenburg - Die Bahn kommt - oder doch nicht?
Bahnhof Neuenburg - Die Bahn kommt - oder doch nicht?



Glücklicherweise ist die RVF-Karte (16 Euro für bis zu 5 Personen) auch für den Bus gültig, also können wir mit dem Bus nach Müllheim fahren und von da aus weiter mit der Bahn nach Freiburg.
Am Ziel, dauert der Stadtbummel nicht länger als 90 Minuten: Freiburg ist nett, gepflegt und hat fotogene Ecken, ist aber auch sehr übersichtlich. Martin ist von der regional angepassten McDonalds-Fassade fasziniert. 
Zurück in Neuenburg, machen wir einen gastronomischen Ausflug in ein griechisches Restaurant und anschließend finden wir eine nette Cocktailbar, die uns Urlaubsgefühle vermittelt.
Freiburg



Tag 3, Dienstag, 01.07.2008

Neuenburg am Rhein
Die Dezibel-Belastung reißt uns aus dem Bett. Nach dem Frühstück erfahren wir Folgendes: die Ersatzteile für unser Auto sind FAST alle da; das fehlende Teil, ein Stück Schlauch, ist im Rückstand und kommt voraussichtlich in zwei Tagen, entweder aus Köln oder aus Brüssel.

Wir sind frustriert und überlegen sogar, ob wir nach Hause fahren sollen. Aber wir arbeiten an dem Plan „weg-von-hier“, und der sieht so aus: Toyota muss einen Ersatzwagen besorgen, in dem unseren Fahrräder passen, wir fahren an der Werkstatt vorbei und packen das Auto um und anschließend fahren wir in die Dolomiten. Die Sache hat ein Hacken: es dürfen keine Pannen und keine Verspätungen statt finden, denn der Campingplatz in Toblach hat nur bis 21 Uhr auf.

Die Mietwagenfirma hat schon zwei Mal angerufen: sie sind stolz wie Oskar, dass sie uns einen Touareg zur Verfügung stellen können! Was die Karre wohl verbraucht?
Die Dame, die uns das Auto bringt, hat ein Problem mit ihrem Navi und kommt verzweifelt mit 1,5 Stunden Verspätung in Neuenburg an. Toblach ist also gestorben. Neues Ziel noch nicht „programmiert“.

Müllheim
Wir lernen die netten Männer kennen, die sich wirklich um unser Auto bemühen. Ihnen tut unsere Situation ernsthaft Leid.
Wir packen das Auto um - so ein Touareg hat weniger Platz als ein Corolla Verso - und während eines kurzen Snackstopps bei Pearl, entscheiden wir, in die Schweiz zu fahren. Es ist unsicher, wie lange die Reparatur des Autos dauern wird, deshalb wollen wir nicht weiter fahren, aber auf der anderen Seite freuen wir uns auf Urlaub…
Martin kann sich an einen idyllischen Campingplatz in Davos erinnern, und da wollen wir erstmal hin.

Davos 
Wir suchen den Campingplatz, finden aber nur Hotels und überfüllte Straßen. Wahrscheinlich existiert er nicht mehr. Wir fragen das Navi und zwei Mal folgen wir  Routenanweisungen in 10 und 30 km Entfernung über kleine  Bergstraßen -  zwei Mal stoßen wir auf Stellplätze für Wohnmobile und Wohnwagen, keine Campingplätze.

Lenzerheide
Eine Oase: der Campingplatz St. Cassian! Die Schilder “Dienstag Ruhetag” (auf das Restaurant bezogen) und “Anmeldung bis 18 Uhr”  sorgen kurz für Schreck, aber der Besitzer zeigt sich sehr gastfreundlich und entspannt. Wir können endlich unser Zelt aufstellen! Leckeres Abendessen gibt es im Dorf. Wir sind erleichtert.
Es geht in die Schweiz!
Es geht in die Schweiz!


Tag 4, Mittwoch, 02.07.2008

Nach einer erholsamen Nacht führen wir unsere Anmeldung durch und bekommen die Nummer 13 fürs Zelt. Gut, dass wir nicht abergläubig sind…
Ein leckeres schweizerisches Frühstück stärkt uns für die Wanderung des Tages, zum Alp Sanaspans auf 2045 m.


Zelt und Mietwagen
Zelt und Mietwagen
Wir erhalten Nr. 13 für unser Zelt!
Wir erhalten Nr. 13 für unser Zelt!

Die Wege sind traumhaft schön: viel Wald, viele grünen Matten und die hohen Berge, mit vielen Wasserquellen. Ab und zu wird  es richtig steil, wenn man den  beschilderten „Abkürzungen“ folgt.
An der Zielhütte, nach bewältigten 670 Höhenmetern, holen wir unsere Belohung und genießen das echte Bergpanorama. Da das Wetter mit Regen droht, kommt das Lenzerhorn nicht mehr in Frage, und wir machen uns auf den schönen Abstieg ins Tal.  


Gepflegte Wanderwege in der Schweiz.
Gepflegte Wanderwege in der Schweiz.



An der Alp Sanaspans
Wasserfall auf der Wanderung zur Alp Sanaspans
Wasserfall auf der Wanderung


   Belohnung nach getaner Arbeit.
Belohnung nach getaner Arbeit.

Den Tag wollen wir vollkommen ausnutzen, deshalb fahren wir noch mit dem Auto zum Davoser See. Die Landschaft ist an sich schon ziemlich spektakulär: klares Wasser, grüne Berge und Wald drum herum, eine stimmungsvolle Atmosphäre. Was aber diesen Ort noch magischer macht, ist die Tatsache, dass neugierige, vorsichtige Eichhörnchen und Maisen unsere Hände höchstpersönlich inspizieren, wenn sie Futter riechen.
Die Erfahrung ist unvergesslich!!!!!!


Eichhörnchen in Davos
Eichhörnchen in Davos



Tag 5, Donnerstag, 03.07.2008

Wir rufen die Autowerkstatt an und erfahren, dass das fehlende Teil des Partikelfilters erst am morgigen Tag kommt. Wir sollen uns also morgen noch mal melden, um zu erfahren, ob wir unser Auto noch vor dem Wochenende wieder bekommen.
Das ist einen weiteren Rückschlag – wir sind frustriert, ständig müssen wir warten und umdisponieren.
Weinen und lamentieren ist keine Lösung – wir wollen uns ein bisschen sportlich betätigen. Eine schöne, super ausgeschilderte MTB-Tour mit ca. 840 Höhenmetern schenkt uns eine tolle Aussicht auf grüne Matten, schneebedeckte Gipfel und malerische Bergdörfchen. Laune-Tiefpunkt kommt während eines Regenschauers, der nur kurz bis zu unserer Rückkehr zum Campingplatz aufhört. Es regnet die ganze Nacht durch und nachdem wir die Wetteraussichten für das Wochenende erfahren haben, wird uns etwas klar: egal, was mit dem Auto passiert, wir wollen nicht mehr in der Schweiz bleiben.

MTB Tour in Lenzerheide.
MTB Tour in Lenzerheide.


Tag 6, Freitag 04.07.2008

Motorstörung am Touareg.
Motorstörung am Touareg.
Lenzerheide
Der Anruf bei Toyota Eble ist sehr erfreulich: das Auto kann heute abgeholt werden! Yiphiiiiiee!
Wir verabschieden uns von dem netten Herrn Nadig, Besitzer eines sehr gepflegten, modernen Campingplatzes und navigieren in Richtung Müllheim.

Kurz hinter der Grenze will Martin wissen, was in so einem Touareg drin steckt, mehr als 160 km/h waren aber nicht drin, dann ging der Wagen mit Motorstörung ins Notprogramm. Das kannten wir doch schon... Kurzer Stopp, Neustart  und es konnte ohne Probleme weiter gehen.

Manchmal wünscht man sich die Zeit zurück, als noch Verlass auf die Autos war. Für den Rest des Urlaubs galt das Motto: "wir fahren nirgendwo hin, wo kein Abschleppwagen hin kommt!"

Müllheim
Die obligatorische Tankfüllung des Ersatzwagens kostet 95 Euro (für 650 km), aber wir wollen nur unser Auto wieder haben, nichts kann uns runter kriegen.
Bei Toyota Eble werden wir mit Herzlichkeit empfangen: alle entschuldigen sich noch mal für die Zeit, die das Ganze gekostet hat. Hätten wir die Reparatur selbst bezahlen müssen, wären satte 4000 Euro fällig gewesen. 
So… Auto wieder gesund und für die Abfahrt in den Urlaub bereit. Wir rufen die Fährgesellschaften an, um einen Ticket zu buchen, aber die wollen 250-350 Euro für eine einfache Fahrt von uns haben!! Wir können an diesem Tag nicht weiter fahren!

Autotausch: Touareg gegen Toyota Verso
Autotausch: Touareg gegen Toyota Verso

Hotel Krone, Neuenburg am Rhein
„Back to the roots“: nach verrückten Gedankensspielen, finden wir die Ruhe in der „Krone“. In unserem alten Zimmer können wir via Internet eine günstige Fährverbindung suchen und buchen: Livorno-Bastia hin und zurück für 132 Euro gleich am morgigen Tag.
Das Erfolgserlebnis feiern wir in der Stadt. Tipp des Tages: Caipirinha schmeckt super zum Döner!

Fähre Buchen im Hotel.
Fähre Buchen im Hotel.
Danach Döner und Caipirinha.
Danach Döner und Caipirinha.


Tag 7, Samstag, 05.07.2008

Heute sollte es endlich nach Korsika gehen – dass das Ganze natürlich nicht ohne Schwierigkeiten abgehen sollte, war ja fast obligatorisch! Pünktlich um 8.30 Uhr saßen wir in unserem Auto. Die Fahrt durch die Schweiz hatte einige optische Leckerbissen zu bieten. Im Radio kündigte sich jedoch schon das nächste Unheil an: Stau vor dem Gotthard-Tunnel. Zunächst nur 4 km, später meldete der Sender 11 km und 3 Stunden Verzögerung. Alternativen?!?
Drei Stunden Zeit hatten wir nicht, unser Polster betrug max. 2 Stunden, also fuhren wir nach dem ersten kleinen Stau auf die alte Gotthardstraße und dann über den Pass. Die Aktion war ein voller Erfolg: tolle Ausblicke, kein Stau!

Ein Erlebnis: die Fahrt über den Gotthardpass.

Ein Erlebnis: die Fahrt über den Gotthardpass.

Nach einem leckeren Espresso in einem „Auto-Grill“ hinter Mailand, sind wir eigentlich ganz gut durch gekommen, bis kurz von Fornovo…
Da war erstmal Vollbremsung angesagt: Stau! Autobahn gesperrt! Unser verbleibendes Polster schmolz immer weiter zusammen, als es endlich weiter ging, hatten wir noch 20 Minuten.  Die Laune war auf dem Tiefpunkt, man konnte fast von Verzweiflung sprechen.

Um 17.07 Uhr waren wir am Hafen in Livorno und unser selbst gedrucktes Ticket wurde akzeptiert!
Die Fähre sollte um 18.30 Uhr nach Bastia abfahren, aber erst um 19.45 Uhr hat das Schiff den Hafen verlassen…

Korsika, wir kommen!
Korsika, wir kommen!


Tag 8, Sonntag, 06.07.2008

00:00Uhr - Wir sind in Bastia mit 1,5 Stunden Verspätung angekommen.  Eigentlich sind es genau 6 Tage und 12 Stunden  - aber wer will denn hier kleinlich werden ;-)

Es folgten 60 anstrengende und stockdustere Kilometer nach Bodri, unterbrochen von einem kleinen Stopp mitten in einer finsteren, zivilisationslosen Gegend. Den Sternhimmel dort muss man aber einmal gesehen haben.
In Bodri haben wir unser Auto geparkt, eine schnelle Erkundungstour von Campingplatz und Strand durchgeführt und kurz danach schlugen wir unser Lager unter dem Sternenzelt auf.
Es war eine sehr erholsame Nacht am Meer. Endlich auf Korsika!